(rtg) Die aktuelle Wirtschaftskrise ist vorbei. Vor 200 Jahren steckte Würzburg schon einmal in einer schweren Krise. Es war das Zeitalter Napoleons. Im Stadtarchiv Würzburg und anderswo liegen Hunderte von Briefen, Tagebüchern und Reiseberichten. In jeder dieser Quellen beschreibt ein Mensch, wie er mit und in der Krise lebt.
Der Historiker Clemens Tangerding macht sich in einem nachdenklichen Text auf die Reise in die Würzburger Vergangenheit und trifft dabei auf gegenwärtige Probleme. An vier Tagen ist das unterhaltsame Ergebnis seiner Forschung in einer Lesung zu erleben.
Der Ich-Erzähler dieser Lesung begegnet im Würzburg vor 200 Jahren Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und den Staat um Hilfe baten, um sich und ihre Familie zu ernähren. Er liest Bittgesuche von jungen Männern, die in einen Krieg ziehen sollten, der mit ihnen nicht das Geringste zu tun hatte. Er findet Briefe von Professoren, die erbittert um die knappen Stellen an der Würzburger Universität stritten.
Dabei stellt er immer wieder fest, dass die Probleme von damals in veränderter Form auch heute noch bestehen. Also fragt er bei Politikern, ob sich noch immer Menschen in Krisen direkt an sie wenden. Er redet mit einem Psychologen über die Traumata von Soldaten nach Auslandseinsätzen.
Die Leiterin der Stadtbücherei, Anja Flicker, hat die Lesung in die Lesereihe „Literarischer Herbst“ der Stadtbücherei im Falkenhaus eingeladen. Dort wird am 16. November um 20 Uhr die Premiere stattfinden. Danach ist sie an drei weiteren Tagen (18., 19., 20. November, jeweils 20 Uhr) im Max-Dauthendey-Saal im Falkenhaus zu hören.
Sprecher ist der Würzburger Schauspieler Markus Grimm, Sprecherin die Berliner Schauspielerin Pia Röver, die zurzeit am Mainfranken Theater gastiert. Ein Rondo des Würzburger Komponisten Joseph Küffner (1776-1856) und Variationen für Klavier von Ludwig van Beethoven nach Motiven von Joseph Küffner bringt der Würzburger Pianist Alexander Wienand zu Gehör, der in diesem Jahr den Bayerischen Kunstförderpreis erhält.
Clemens Tangerding hat über „Würzburg um 1800“ promoviert und eine studienbegleitende Journalistenausbildung absolviert. Er arbeitet als Historiker im Unternehmen „jetzt und einst“ in Berlin. Am Tag der Premiere wird außerdem eine CD-Fassung der Lesung vorgestellt.
Info: www.jetzt-und-einst.de. Kartenvorverkauf in der Stadtbücherei. Reservierung ist per Fax (09 31 - 37 36 38), E-Mail (stadtbuecherei@stadt.wuerzburg.de) oder unter Tel. (09 31) 37 24 44 möglich.